Walking in a Winter Wonderland - ach ja, und dann noch die Kolik ...

Die Kinder sind noch im Kindergarten und die Sonne kämpft sich langsam durch den diesigen Vormittag. 'Wunderbares Spaziergeh-Wetter', denke ich - und in dem Moment kommt meine  Mutter zur Tür herein. Manchmal klappt es eben mit der Gedankenübertragung... Sie erzählt, das sie gerade meinen Opa zu einem Winterspaziergang überredet hatte, nun aber selber noch einmal los möchte, da ihr der Opa-Spaziergang nicht lang genug war. Ich schreibe Kai und frage ihn wann er von der Arbeit kommt. Und -oh Wunder- das klappt auch noch! Er kann in etwa einer halben Stunde hier sein. Mama und ich trinken noch einen Kaffee und spielen ein paar Runden "Schwimmen" mit Jonna, dann ist Kai da und wir können endlich los.

Durch die leicht verschneite schleswig-holsteinische Winterwunderlandschaft zu stapfen, die rauhreif besetzten Bäume zu bestaunen und sich die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen ist wirklicher Bilderbuchwinter! Auf dem frostharten Waldboden geht es sich leicht und wir bleiben immer wieder stehen, um durch die bereiften Baumwipfel in den Himmel zu sehen. Meine Mutter ist besonders begeistert, dass wir sie in einen Teil des Waldes mitnehmen, in dem sie bisher noch nie war. Besonders merkwürdig, da sie sogar eine ganze Zeitlang direkt nebenan, in Diekendörn, gewohnt hat. Wir gehen an der Kieskuhle vorbei, den "Hügelweg" entlang. Die Gegend könnte auch "Diekendörner Alpen" heißen, jedenfalls ist Schleswig-Holstein bei weitem nicht so flach wie immer gesagt wird ;)

Nach dieser anstrengenden Kraxelei werden wir auf einer Waldlichtung gebührend mit einer riesigen Gruppe Damwild belohnt. Der größte Teil der Gruppe lässt sich von uns gar nicht stören und sucht in Ruhe weiter nach Essbarem unter dem Schnee und in dem harten Boden. Doch ein paar junge Hirsche setzen kurz vor uns über den Waldweg - ihre Anmut und Kraft ist immer wieder beeindruckend.

Auf dem Rückweg gehen wir über denBoden des abgelassenen Methorstteiches. Der Boden ist jetzt gefrorenen, so dass man ihn gut begehen kann und nicht in dem Schlick einsackt. Sehr wohl versacken kann man aber in den wasserführenden Rinnen, die sich noch durch den Boden ziehen. Kai probiert es aus und steckt sofort knöcheltief drin. Hätte er richtig fest reingetreten, wäre der Schuh versackt und auch noch eine ganzes Stück vom Unterschenkel.

 

 


Wieder zu Hause angekommen bitten wir Jonna die abendliche Tierrunde zu erledigen und fahren selbst los um  noch ein paar Kleinigkeiten einzukaufen und die Kleinen aus dem Kindergarten zu holen. Kaum hat Kai mich bei Edeka abgesetzt und ist weiter zur KiTa unterwegs, da klingelt auch schon mein Handy und eine völlig aufgelöste Jonna schluchzt ins Telefon. 'Sterni liegt in der Arena und zittert ganz doll und will nicht aufstehen!' Natürlich - ich kann nicht weg, Jonna ist alleine und dann muss ausgerechnet Sterni krank werden! Ich versuche sie zu beruhigen. 'Ruf Sylvia an', fällt mir dann noch ein 'die weiß was zu tun ist.' Hektisch erledige ich den Einkauf und werde immer unruhiger weil weder Jonna noch Sylvia sich zurück melden. Schließlich versuche ich selbst Sylvia anzurufen und erreiche sie auch auf dem Handy. Allerdings weiß sie von nichts und ist auch gar nicth zu Hause, sondern in Kiel! Nun werde ich wirklich nervös, ich versuche Jonna auf ihrem Handy zu errreichen, aber das hat sie natürlich nicht mir rausgenommen. 'Wer könnte noch helfen?' Schließlich fällt mir Ingmar ein, der ja auch meistens zu Hause ist. Zwar hat er auch keine Ahnung, aber zumindest könnte er Jonna seelischen Beistand leisten und ihr sagen, dass sie Sterni abdecken soll, damit sie nicht noch kälter wird. Zum Glück - Ingmar ist tatsächlich zu Hause und ist auch sofort bereit zu helfen. Ungeduldig warte ich auf Kai, der eigentlich mit Simon und Levke längst vom Kindergarten wieder da sein müsste. Als sie endlich kommen und ich die Einkäufe ins Auto packe, erzählt er das ausgerechnet heute alle Kinder zum Aufräumen verdonnert wurden, weil sie den Gruppenraum in einen absolut chaotischen Zustand versetzt hatten. Das habe ich in mittlerweile vierjähriger KiTa-Zeit in diesem Kindergarten noch NIE erlebt. Aber heute!

Endlich zu Hause renne ich zur Koppel wo Ingmar und Jonna etwas hilflos um die, inzwischen immerhin abgedeckte, Sterni herumstehen. Ich hole mir noch einmal fachfrauischen Rat bei Sylvia. Diagnose: Kolik, also Bauchweh. Dabei versuchen die Pferde sich immer wieder hinzulegen und auch zu wälzen, um die Schmerzen loszuwerden. Wenn sie das tun besteht aber die Gefahr, dass sich der Darm im Bauch verdreht, was dann sehr gefährlich werden kann. Deswegen und um auch um den Kreislauf in Schwung zu bringen, ist ständige Bewegung wichtig.

Wir hiefen also das dicke Shetti mit vereinten Kräften auf die Beine und fangen an mit ihr Runde um Runde durch die Arena zu drehen. Ich rufe die Tierärztin an, die hat natürlich gerade Sprechstundenbeginn in ihrer Praxis und so kann es noch etwas dauern.

 

...Ich drehe schon seit Stunden, hier so meine Runden...

 

Etwa 1 1/2 Stunden später ist sie endlich da! Zum Glück konnte ich mich beim Führen mit Ingmar und Jonna abwechseln, so dass sich zwischendurch immer mal jemand aufwärmen konnte - es sind ja deutliche Minusgrade.

Sterni bekommt in unserem Carport eine Braunüle gelegt, durch die zuerst ein Schmerzmittel injiziert wird. Kai macht Literflaschen mit Kochsalzlösung in der Mikrowelle warm, die Sterni als Infusion verbabreicht bekommen soll, damit ihr Darm wieder anfängt zu arbeiten. Dann betätigt er sich abwechselnd mit mir als Infusionsständer. Bereits nach kurzer Zeit sehne ich das Führen zurück, denn dabei war ich  wenigstens in Bewegung und es war kältemäßig kein Vergleich zu dem Rumstehen hier im Carport. Wir warten mit Sterni und der Tierärztin, dass die Infusionen nach und nach in das arme Pony hineinlaufen und die Arme werden uns schnell lahm, da sowohl Sternis Kopf als auch die Infusionsflasche hochgehalten werden müssen. Nach einer gefühlten Ewigkeit beginnt sich in Sternis Darm langsam wieder etwas zu regen und leise Geräusche sind zu hören. Die Tierärztin befindet das als ausreichend und wir können Sterni mit der als Pferdedecke umfunktionierten Kuscheldecke, die wir ihr provisorisch um den Hals binden, in ihre Box bringen. Fressen darf sie noch nichts, denn zuerst muss sie mal Äppeln und wir müssen alle zwei Stunden nachprüfen ob das schon geklappt hat und vor allem ob es ihr noch gut geht oder ob sie wieder liegt und Schmerzen hat. Jonna hat sich freundlicherweise direkt und freiwillig bereiterklärt, die Mitternachtsschicht zu übernehmen; hat ihren Wecker gestellt und gehört und kam danach müde und kalt zu uns ins Bett gekrochen.

 

Zum Glück hat Sterni alles gut überstanden und konnte am nächsten morgen nach einem Frühstück mit warmem Mash wieder zu den anderen Tieren auf die Koppel.

 

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